[Update: In einem umfassenden Beitrag auf seinem Blog "The UFO Trail" hat Jack Brewer das Thema beleuchtet und dazu auch mit dem Autor des Berichts, Dr. Christopher "Kit" Green telefoniert. Seinen Aussagen zufolge ist Green der Ansicht, dass es sich bei den in seiner Studie untersuchten Fällen nicht um Menschen handelt, die durch außerirdische Phänomene geschädigt wurden, sondern durch Menschen bzw. menschliche Technologien. Zitat: "What I've been investigating doesn't have anything to do with UFOs and it never did". Siehe: The UFO Injury Study That Wasn't11]

Vor Kurzem gab es eine weitere umfangreiche Dokumentenfreigabe zum früheren AAWSAP UFO/UAP-Programm des Pentagons, die komplett auf The Black Vault bereitgestellt ist1. Die Sammlung umfasst mehrere Dokumente zur damaligen Beauftragung des Subunternehmers BAASS (Bigelow Aerospace Advanced Space Studies) aus den Jahren 2008 und 2009, die insbesondere zeigen, dass das Thema UFO/UAP darin so gut wie keine Erwähnung findet und es auch nicht um UFO-Forschung an sich geht. Vielmehr ging es um die Erstellung technischer Berichte zu diversen Zukunfts- und Forschungsthemen, vorwiegend physikalischer und technischer Art.

Allgemeines

Bei der Bekanntgabe des nicht klassifizierten, also zur Veröffentlichung vorgesehenen, UAP-Berichts des Pentagons im Juni 2021, war bereits bekannt, dass es daneben einen klassifizierten, also geheim gehaltenen, umfangreicheren Bericht gibt. Über dessen Umfang und Inhalt gab es ganz unterschiedliche Aussagen, dass er 70, 74 oder 78 Seiten, teilweise mit einem 200seitigen Anhang inkl. diverser Videos, oder auch über 400 Seiten umfassen soll. Derartige Äußerungen gab es u.a. seitens Luis Elizondo oder anderer "gut informierter" Personen, die sich nun aber allesamt als offenbar falsch herausgestellt haben.
[Update: Wie John Greenewald auf Twitter dazu kürzlich ausführte, besteht die Möglichkeit, dass es seitens der UAP Task Force ursprünglich einen Entwurf des Berichts mit mindestens 70 Seiten gegeben hat, der dann für den Kongress auf den bekannten, deutlich geringeren Umfang zusammengestrichen wurde. Gesichert ist das jedoch nicht.]

John Greenewald von The Black Vault bemühte sich seither im Rahmen des FOIA um eine Freigabe dieses Berichts bzw. entsprechender Dokumente, und es gelang ihm kürzlich, den klassifizierten UAP-Bericht für den US-Kongress zu erhalten. Greenewald hat den Bericht in einem kurzen Beitrag auf seiner Seite veröffentlicht und mittlerweile dazu auch ein umfangreiches YouTube-Video veröffentlicht.

Nach wie vor sind Zeugenaussagen das wesentliche Indiz in der Argumentation um ein (möglicherweise) anomalistisches Phänomen hinter den UFOs/UAPs, da objektivierbares Beweismaterial, wie Fotos, Videos, Radaraufzeichnungen oder irgendwelche Trümmerteile etc., bislang, soweit als "echt" akzeptiert, keine eindeutigen Schlussfolgerungen zulässt. Insbesondere bei vorliegendem Bildmaterial mangelt es entweder an der Qualität oder darauf zu sehende Objekte sind zu weit weg, um überhaupt aussagekräftige Details zu erkennen, speziell bei den typischen Lichtern in der Nacht. Daran haben auch bisherige Bemühungen um eine instrumentelle Erfassung nichts geändert, von denen es in den vergangenen Jahrzehnten eine Menge gab. Die aktuell intitiierten, neuen Projekte stehen hier vor einer Herausforderung und müssen den Nachweis eines anomalistischen Phänomens im Luftraum (oder darüber hinaus) erst noch erbringen.

Insofern gilt, worauf die jahrzehntelange private UFO-Forschung entsprechend hinweist: Gegenstand der Forschung sind schwerpunktmäßig Berichte über UFOs, nicht UFOs selber. Da die Grundlage dafür der Mensch und seine Wahrnehmung ist, muss auch ein Fokus in der Forschung darauf liegen und nicht in theoretischen, physikalischen Überlegungen zu spekulativen, interstellaren Antrieben. Erkannt haben das neben den wissenschafltlich-kritischen Forschern auch Wissenschaftler außerhalb der UFO-Szene, die sich schon immer auch mit der Psychologie außergewöhnlicher menschlicher Erfahrungen befassen. Ein zentrales Thema ist hier die forensische Zeugen- und Aussagepsychologie. Leider wird das in Falldiskussionen vielfach kaum reflektiert, wenn pro-UFO argumentiert wird.

Ein Wissenschaftler, der hier forscht, ist Dr. Matthew J. Sharps, Professor für forensische Psychologie an der California State University in Fresno, mit dem wir seit kurzer Zeit einen guten Kontakt und angeregten Austausch haben und der sich auch völlig tabufrei mit der Psychologie anomalistischer Phänomene befasst. Darauf angesprochen, teilte er uns mit, dass er von der angeblichen Ablehnung der Beschäftigung mit solchen Themen zwar gehört, das selber aber nie erfahren habe. Das sei aber sicherlich auch auf seinen Fokus auf psychologische Prozesse, insbesondere der Fehlinterpretation herkömmlicher Phänomene, zurückzuführen. Zudem sieht er die Befassung mit extremen Augenzeugenirrtümern als sehr hilfreich für die wissenschaftliche Forschung an.

Seit der Offenlegung des früheren Pentagon-UFO-Programms AAWSAP/AATIP im Jahr 2017 und der sich daraus ergebenden öffentlichen Berichterstattung und Diskussion, was im UFO-Bericht der UAP Task Force im vergangenen Jahr gipfelte, genießt das Thema insgesamt eine höhere Aufmerksamkeit, auch in manchen wissenschaftlichen Kreisen, wie sich an neuen Projekten zur UAP-Forschung, wie dem Galileo-Projekt des Harvard-Astronomen Avi Loeb oder dem SkyCAM-Projekt von Prof. Kayal von der Universität Würzburg, ablesen lässt. Nicht wenige sehen darin einen Paradigmenwechsel zur UFO-Thematik, der endlich eine anerkannte und zielführende Forschung zulässt. Abgesehen davon, dass der UFO-/UAP-Hype vor allem eine US-amerikanische Sichtweise darstellt, vorangetrieben durch einen zusammenhängenden dortigen Kreis von UFO-Fans, und auch, dass sich diverse Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen schon lange mit Aspekten zum UFO-Phänomen befassen, gibt es eine durchaus erfolgreiche und langjährige, private UFO-Forschung, die sich auch mit wissenschaftlichen Methoden der Untersuchung des Phänomens widmet. Eine ganze Reihe solcher Organisationen im In- und Ausland existiert seit Jahrzehnten und hat eine Menge an wichtigen Erkenntnissen gewonnen, die im aktuellen Hype teilweise untergehen oder kaum Berücksichtigung finden. Natürlich unterscheiden sich die jeweiligen Schlussfolgerungen je nach Sichtweise und während manche die außerirdische Präsenz für erwiesen halten, sehen andere das genau entgegengesetzt. Letztlich zählen jedoch die Fakten, die zumindest für eine außerirdische Präsenz ein eher düsteres Bild zeichnen.

Die Frage hinsichtlich besonders glaubwürdiger und vor allem zuverlässiger Zeugen, in dem was sie beobachten und beschreiben, ist so alt wie die UFO-Forschung. Im Mittelpunkt steht dabei die Berufsgruppe der Piloten, denen man eine solche besonders hohe Zuverlässigkeit zurechnet. Das zeigt sich aktuell besonders in der Diskussion um die von Piloten der US-Navy beobachteten unidentifizierten Objekte, die regelmäßig auch als "trainierte Beobachter" hierzu gelten. Das ist wohl dem Umstand geschuldet, dass es, ohne Zweifel, eine hoch qualifizierte Berufsgruppe ist, die sich im selben Medium bewegt, wie üblicherweise die beobachteten unidentifizierten Objekte, in der Atmosphäre. So rechnet man Piloten auch eine hohe Fachkenntnis bei der Beurteilung dessen zu, was sie beobachten.

Allerdings haben bereits früh UFO-Forscher wie J. Allen Hynek oder Allen Hendry, ebenso wie der frühere NASA-Ingenieur James Oberg, diese hohe Zuverlässigkeit relativiert, indem sie auf die hohe Rate an Fehlinterpretationen gerade auch bei Piloten und auch deren Täuschungsanfälligkeit aufmerksam machten. Letztlich gibt es für diese Argumentation auch keine Studien, die das stützen, zumal es seitens Erkenntnissen der Psychologie eher widerlegt wird.

Passend dazu hat uns Prof. Matthew J. Sharps, forensischer Psychologe an der California State Universität in Fresno, mit dem wir einen sehr informativen Austausch pflegen, ein kleines Essay geschrieben, das wir hier mit seiner freundlichen Erlaubnis in Deutsch zur Verfügung stellen möchten. Zum Thema Piloten und UFOs verweisen wir außerdem auf unseren früheren Blogbeitrag "Warum Piloten UFOs sehen" sowie auf einen Artikel des früheren NASA-Ingenieurs James Oberg zu diesem Thema auf NBC News.

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