Seit der stärkeren Wahrnehmung des UFO/UAP-Phänomens und den Aktivitäten in den USA wird auch in anderen Ländern über das Thema diskutiert und aktuell läuft in Kanada das UAP-bezogene Sky Canada Project, das demnächst einen Abschlussbericht vorlegen will. Auch aus der UFO-Szene heraus wird über die staatliche Notwendigkeit einer Untersuchung von UAP diskutiert. Darunter auch in Deutschland bzw. Europa, was in einer kürzlichen Eingabe an das EU-Parlament seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Initiiert von der niederländischen UAP Coalition und von EuroUFO unterstützend koordiniert, wurde ein Schreiben entworfen, das sich für die Einrichtung einer EU-weiten Stelle zur Aufnahme und Analyse von UAP-Meldungen einsetzt. Unterschrieben wurde es von 15 zivilgesellschaftlichen UFO-Organisationen aus 12 europäischen Ländern. Inwieweit das Ansinnen von Erfolg gekrönt sein wird oder welche Reaktionen es auf EU-Ebene hervorruft wird sich zeigen. Die deutsche Übersetzung des Schreibens steht auf den Seiten der GEP zur Verfügung (Ammon, 2024).
Fakt ist, dass die Aktivitäten in den USA mit dem UAP-Büro AARO, dem NASA UAP-Team oder dem Sky Canada Projct bislang keine vergleichbaren Aktivitäten in Europa nach sich gezogen haben. Im Gegenteil, klar gegen derartige Aktivitäten hat sich zuletzt das britische Verteidigungsministerium (MOD) geäußert, wie das UK Defense Journal auf seiner Seite berichtet (Allison, 2024). Demnach wurde in einer schriftliche Anfrage das MOD gebeten, seine Politik in Bezug auf die Meldung von UAP zu erläutern und anzugeben, ob seit dem letzten britischen Programm neues Material zu diesem Thema als geheim eingestuft wurde.
Der britische Verteidigungsminister Luke Pollard gab dazu eine ausführliche Antwort und erklärte lt. UKDJ:
„Obwohl wir uns der unterschiedlichen Ansätze bewusst sind, die derzeit von anderen Ländern und Verbündeten bei der Untersuchung von unbekannten Luftphänomenen (UAP) verfolgt werden, bleibt die Position des Verteidigungsministeriums (MOD) zu UAP unverändert. Sie besteht darin, dass dem Ministerium in über 50 Jahren keine Sichtung gemeldet wurde, die auf die Existenz einer militärischen Bedrohung für das Vereinigte Königreich hingewiesen hat.“
Pollard verwies dann auf die Gründe zur Entscheidung, das frühere UFO-Programm 2009 einzustellen:
„Es wurde für sinnvoller erachtet, dem Personal des Verteidigungsministeriums Vorrang für andere verteidigungsbezogene Aktivitäten einzuräumen.“
Pollard gab weiter an, dass es seitdem kein neues Material zu diesem Thema gab, das geheim gehalten wird:
„Das Verteidigungsministerium hat 2009 die Untersuchung von UFO- und UAP-Berichten eingestellt und seitdem kein neues Material zu diesem Thema mehr als geheim eingestuft.“
Er verwies dann auf das Nationalarchiv TNA, dem alle Unterlagen des früheren Programms zur Verfügung gestellt wurden, und die dort auch einsehbar sind. Auch sind dem MOD zwar die unterschiedlichen Ansätze anderer Nationen bekannt, aber es gebe keine Pläne, ein eigenes Team zur Untersuchung von UAP-Sichtungen zu bilden. Es wurde betont, dass es keine Beweise für eine militärische Bedrohung gebe. Trotz der öffentlichen Neugier hat man sich dafür entschieden, anderen verteidigungsbezogenen Aktivitäten Vorrang vor den Untersuchungen zu UAP zu geben.
Diese Aussagen kommen nicht überraschend, so gab es bereits kurz nach dem Erscheinen des ersten UAP-Berichts der früheren UAP Task Force des Pentagons im Jahr 2021 ein Hearing im britischen Oberhaus zu diesem Thema, dessen Protokoll auf deren Seiten einsehbar ist (UK Parliament, 2021). Die damalige Staatssekretärin im MOD, Baroness Goldie, gab damals Auskunft zu deren Position. So nehme man alle potentiellen Bedrohungen ernst, die erkennbar seien und auf klaren Beweisen beruhen würden, und dass die britische Luftwaffe rund um die Uhr alle fliegenden Luftsysteme erkennt und überwacht, um im Rahmen der nationalen Sicherheitslage des Vereinigten Königreichs ein identifiziertes Luftbild zu liefern. Dies wird durch die Royal Air Force unterstützt, die in höchster Bereitschaft gehalten wird, jede Bedrohung des britischen Luftraums abzufangen.
„Auch hier ist der zugrunde liegende wichtige Punkt die Sicherheit unseres Luftraums. Ich habe bereits darauf hingewiesen, wie wir mit dieser potenziellen Bedrohung umgehen und wie wir für den Umgang mit einer solchen potenziellen Bedrohung gut gerüstet und gerüstet sind. Allerdings gehen wir davon aus, dass Bedrohungen überhaupt erst existieren und durch Beweise untermauert werden müssen, weil wir wissen müssen, worum es geht und wie wir ihm am besten begegnen können.“
Und zur Frage eines eigenen UAP-Teams bzw. eines UAP-Berichts:
„Die Einschätzung der USA ist uns natürlich bekannt. Das Verteidigungsministerium hat keine Pläne, einen eigenen Bericht über die UAP zu erstellen, da in über 50 Jahren kein solcher Bericht auf die Existenz einer militärischen Bedrohung für das Vereinigte Königreich hingewiesen hat.“
Es wurde damals ebenso auf das frühere Programm und die Gründe für deren Einstellung hingewiesen:
„Im Jahr 2008 begann das Verteidigungsministerium mit der Veröffentlichung aller seiner UFO-Dateien. Im Jahr 2009 akzeptierte der Verteidigungsminister Sir Bob Ainsworth den Rat, dass: ‚Seit mehr als 50 Jahren hat keine UFO-Sichtung … auf die Existenz einer militärischen Bedrohung für das Vereinigte Königreich hingewiesen; Es gibt keinen Verteidigungsvorteil darin, UFO-Sichtungen aufzuzeichnen, zu sammeln, zu analysieren oder zu untersuchen.‘ Und ‚Der Umfang der für diese Aufgabe aufgewendeten Ressourcen führt … dazu, dass das Personal von wichtigeren verteidigungsbezogenen Aktivitäten abgelenkt wird‘“.
Und ergänzend:
"Mit der Schließung der UFO-Abteilung im Jahr 2009 hat er [Verteidigungsminister Bob Answorth] völlig Recht. Ich kann bestätigen, dass die Abteilung keine Berichte über nicht identifizierte Luftphänomene besitzt und dass das gesamte relevante Material, das von der UFO-Abteilung erstellt und aufbewahrt wird, an das Nationalarchiv weitergeleitet wurde."
Großbritannien steht damit nicht allein, auch das dänische Verteidigungsministerium nahm Ende 2021 zu einer entsprechenden Anfrage Stellung, worüber uns damals Kollege Ole Heninngsen von der dänischen UFO-Gruppe SUFOI Infos zur Verfügung stellte:
In Beantwortung dieser Anfrage hat das Verteidigungskommando erklärt, dass während des fraglichen Zeitraums keine Berichte über Vorfälle registriert wurden, weder visuelle oder über Radarsysteme, die fliegende Objekte betreffen, deren Verhalten und Herkunft ungeklärt waren.
Das Verteidigungskommando hat ferner erklärt, dass zivile Anfragen an die Scandinavian UFO Information weitergeleitet werden, an die alle vorhandenen Dokumente des Verteidigungskommandos 2009 freigegeben wurden.
Das Verteidigungskommando hat erklärt, dass Flugobjekte, deren Flughöhe, Absicht und Herkunft nicht bekannt sind, theoretisch ein Risiko für die allgemeine Sicherheit des Luftverkehrs darstellen können, weshalb wir nicht ausschließen können, dass unidentifizierte Flugobjekte eine Bedrohung für die Sicherheit darstellen könnten. (Ickinger, 2022)
Quellen:
Allison, G. (2024, 11. Dezember). UK sets out position on unidentified aerial phenomenon. UK Defense Journal. https://ukdefencejournal.org.uk/uk-sets-out-position-on-unidentified-aerial-phenomenon/
Ammon, D. (2024, 25. November). EU-Parlament und UAP: GEP beteiligt sich an historischem Aufruf zum Handeln. GEP. https://www.ufo-forschung.de/pressemitteilungen/pm-community/eu-parlament-und-uap
Ickinger, J. (2022, 8. Februar). Keine UFOs über Dänemark. Ufoinfo.de. https://ufoinfo.de/index.php/aktuelles/weblog/573-daenemark-verteidigungsministerium-ufos
UK Parliament (2021, 30. Juni). Unidentified Flying Objects. https://hansard.parliament.uk/Lords/2021-06-30/debates/C3B3E127-A168-4315-A1C9-B4D7CC80895D/UnidentifiedFlyingObjects