Wie japanische Medien gestern berichtet haben, haben Abgeordnete des japanischen Parlaments eine überparteiliche Initiative zur Untersuchung von UFOs/UAP ins Leben gerufen, die vorläufig als „Parlamentarischer Ausschuss zur Aufklärung unidentifizierter anomaler Phänomene aus der Perspektive der Sicherheit“ bezeichnet wird. Initiatoren sind u.a. Shigeru Ishiba, ehemaliger Generalsekretär der Liberaldemokratischen Partei und früherer Außenminister, Shinjiro Koizumi, ehemaliger Umweltminister und Yasukazu Hamada, Vorsitzender des Parlamentsausschusses der Liberaldemokratischen Partei.
Die offizielle konstituierende Sitzung soll am 6. Juni stattfinden. Ziel ist die Schaffung einer Regierungsbehörde nach dem Vorbild des US-amerikanischen UAP-Büros AARO und die Ergreifung ähnlicher Maßnahmen für den militärischen Umgang mit derartigen Vorfällen. Auch soll es einen Informationsaustausch mit den USA in der Sache geben. Hamada bezeichnete es als Sicherheitsproblem, nicht-identifizierte Dinge zu vernachlässigen. Es sei unverantwortlich, einfach zu sagen, dass wir es nicht wissen. Es wird dazu auch in Frage gestellt, ob die vorhandenen Regelungen zur Landesverteidigung ausreichen, um auf UFO-Vorfälle reagieren zu können. Die Abb. links zeigt Shinjiro Koizumi bei der Vorstellung der parlamentarischen Initiative (Quelle: JIJI).
Der Abgeordnete Yoshiharu Asakawa, der lt. japanischen Medien als einer der führenden UFO-Enthusiasten gilt und gerne auch als „UFO-Kongressabgeordneter“ bezeichnet wird, äußerte in der Parlamentsdebatte, dass man sich auf derartige Vorfälle vorbereiten müsse und es in der Verantwortung der Politik liege, das Land zu schützen.
Den Medienberichten zufolge gab es bereits früher schon Debatten zum Thema Ufos im japanischen Parlament. So führte 2007 eine schriftliche Antwort des Kabinetts, worin es hieß, dass die Existenz von UFOs nicht bestätigt sei, zu einer hitzigen Debatte. Darin erhoben einige Abgeordnete Einwände gegen die Antwort, die selber von der Existenz von UFOs überzeugt sind. Auch der damalige Verteidigungsminister, Shigeru Ishiba, äußerte dazu, dass es keine Grundlage gäbe, zu behaupten, dass UFOs nicht existierten. Auf einer nachfolgenden Pressekonferenz äußerte sich Ishiba besorgt darüber, dass es für die Reaktion auf einen UFO-Zwischenfall keine ausreichenden Regelungen aus der Selbstverteidigung gäbe. So stelle sich die Frage, wie man inhaltlich auf solche Zwischenfälle reagieren soll, mit Flugabwehrmaßnahmen oder mit dem Einsatz von Verteidigungskräften. Auch stehe die Frage im Raum ob eventuelle „UFO-Angriffe“ als Katastrophenhilfemission bewertet würden. Bei Verletzungen des territorialen Luftraums müsse auch geklärt werden, ob es sich um ausländische Flugzeuge handelt, mit denen UFOs aber kaum vergleichbar seien. Der damalige Vorsitzende der Liberaldemokratischen Partei antwortete auf die Reaktionen, dass diese schriftliche Antwort eine wichtige Angelegenheit sei, die im Kabinett weiter besprochen werden müsse. Über Ergebnisse aus dieser Diskussion ist offenbar nichts bekannt.
2018 äußerte der Abgeordnete Seiji Osaka von der Constitutional Democratic Party die Möglichkeit, sich auf das Recht zur Selbstverteidigung bei UFO-Angriffen, als Situation eines bewaffneten Angriffs oder eine existenzbedrohende Situation, zu berufen. Dagegen hieß es in einer Erklärung, dass dazu keine besonderen Überlegungen angestellt würden.
2020 nahm die Debatte erneut Fahrt auf, nachdem der damalige Verteidigungsminister Taro Kono die Verteidigungskräfte anwies, Überlegungen anzustellen, was im Falle der Begegnung mit UFOs zu tun sei. Er forderte weiter, bei derartigen Luftraumverletzungen alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen. Im Rahmen der Berichterstattung solcher Vorfälle sollten Fotos und Aufzeichnungen gemacht und weiter analysiert werden. Diese Forderungen waren auch Folge der damaligen Entwicklungen in den USA, mit der Veröffentlichung der bekannten Navy-Videos im selben Jahr. Auch hier sind aber keine größeren Nachwirkungen bekannt.
Nun soll also eine weitere Initiative eine Aufklärung über UAP herbeiführen oder zumindest Maßnahmen und Regelungen analog den in den USA etablieren. Wir sind gespannt über die weiteren Entwicklungen.
Verwendete Quellen: Nikkei, JIJI und The Sankei Shimbun