Sind UAP-Flugmanöver auch irdisch erklärbar?

In der aktuellen Diskussion über UFOs bzw. UAP werden auch gerne Beobachtungen von Piloten ins Feld geführt, insbesondere von Piloten der US Air Force bzw. Navy. Als ein Argument für möglicherweise exotische Flugobjekte werden Aussagen von Piloten zitiert, wonach einige der beobachteten Objekte ungewöhnliche Flugmanöver durchgeführt hätten, die außerhalb unsere derzeitigen technischen Möglichkeiten seien und demzufolge fortschrittlicher sein müssten. Auch der UAP-Bericht der AARO spricht davon, dass einige der beobachteten Objekte solche außergewöhnlichen Flugmanöver durchzuführen scheinen.

Neben der Frage der Zuverlässigkeit subjektiver Wahrnehmung und Interpretation des Gesehenen, kann man aber auch die Überlegung anstellen, ob es andere Erklärungsansätze für die beobachteten Flugmanöver geben könnte, die sich innerhalb unserer technischen Möglichkeiten befinden, wenn diese Bewegungen so stattgefunden haben. Der Neurowissenschaftler Dr. Eric Haseltine hat sich dazu Gedanken gemacht und in einem Artikel auf mögliche kognitive Verzerrungen seitens der Piloten bei deren Interpretation des Gesehenen hingewiesen und zeigt Alternativen auf, bei denen die beobachteten Objekte die beschriebenen Flugmanöver im Rahmen bekannter technischen Möglichkeiten durchführen könnten. Dies sieht Haseltine aber nicht zwingend als ein Gegenargument für die These außerirdischer Besucher an, da sich auch diese solcher Möglichkeiten bedienen könnten.              

Der Originalbeitrag erschien am 30. Juli 2023 auf seinem Blog Long Fuse, Big Bang auf Psychology Today, den wir Ihnen hier mit seiner freundlichen Genehmigung auf Deutsch präsentieren können.

 

Kognitive Vorurteile könnten uns für die Wahrheit über UFOs blind machen
Dr. Eric Haseltine

UFOs könnten außerirdisch sein, aber keine Fahrzeuge mit eigenem Antrieb.

KERNAUSSAGEN

  • In Aussagen von glaubwürdigen Marinefliegern vor dem Kongress wurden erstaunlich schnelle Flugzeuge beschrieben.
  • Die Flieger behaupteten, dass diese Flugzeuge weitaus fortschrittlicher sind als alles, was die USA haben oder entwickeln.
  • Auch wenn die Flieger Recht haben könnten, ist es auch möglich, dass ihre Berichte eine kognitive Voreingenommenheit widerspiegeln.

Die Aussage des Marinefliegers vor dem Kongress letzte Woche war fesselnd. Nachdem er seine Begegnung mit einem mysteriösen Flugobjekt in der Luft beschrieben hatte, das erstaunlich schnelle Manöver vollführte, sagte der ehemalige Kommandant: "Ich möchte sagen, dass das Tic-Tac-Objekt, mit dem wir uns im November 2004 auseinandergesetzt haben, allem, was wir damals hatten, heute haben oder in den nächsten zehn oder mehr Jahren entwickeln werden, weit überlegen war.“

Als ich diese Aussage las, wurde ich an das Sprichwort erinnert: „Wenn du ein Hammer bist, ist die ganze Welt ein Nagel.“

Kognitionswissenschaftler haben einen formelleren Begriff dafür, dass wir sehen, was wir zu sehen erwarten, und übersehen, was wir nicht zu sehen erwarten: Kognitive Voreingenommenheit.

Obwohl der Marineflieger in der Tat ein exotisches Flugobjekt gesehen haben könnte, könnte er auch eine Form von Vertrautheitsvoreingenommenheit gehabt haben, die ihn dazu veranlasste, alles, was sich künstlich durch die Luft bewegte, als eine Art sich selbst-bewegendes Fahrzeug zu betrachten, weil er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung neben Vögeln nur diese Art von Flugobjekten je gesehen hatte.

Und obwohl das Tic Tac durch seine erstaunlichen Beschleunigungen den Gesetzen der Physik zu trotzen schien, nahm der Flieger, der mit den Vorurteilen arbeitet, die wir alle haben, es immer noch als physisches Objekt mit eigenem Antrieb wahr.

Aber nehmen wir für einen Moment an, dass das fliegende Tic Tac, obwohl es atemberaubende Manöver und unwirkliche Beschleunigungen zeigte, nicht den bekannten Gesetzen der Physik widersprach. Was müsste dann an dem Objekt wahr sein, und was würde das über die Motive desjenigen aussagen, der das "Objekt" kontrollierte?

Eine einfache Physiklektion liefert die Hinweise

Eines der grundlegendsten Gesetze der Physik lautet A=F/M, was bedeutet, dass die Beschleunigung eines Objekts (A) gleich der auf das Objekt ausgeübten Kraft (F) geteilt durch die Masse (M) des Objekts ist. Ein Gedankenexperiment vermittelt Ihnen eine intuitive Vorstellung davon, wie diese Gleichung funktioniert: Stellen Sie sich vor, auf Ihrem Küchentisch liegen eine kleine BB [Anm. des Übersetzers: BBs bezeichnen kleine, leichte Softair-Kügelchen des Herstellers BB King] und eine große Murmel. Stellen Sie sich weiter vor, dass Sie beide runden Objekte mit Ihrem Finger anschnippen, so dass sie über die Arbeitsplatte flitzen. Die Intuition sagt Ihnen, dass bei gleicher Schnippkraft (F) die BB viel schneller beschleunigt (A) wird als die Murmel, weil ihre Masse (M) viel geringer ist, als die der Murmel.

Wenn also das Tic Tac eine Masse (M) hatte, muss seine unerhörte Beschleunigung (A) entweder dadurch entstanden sein, dass eine erstaunlich hohe Kraft (F) auf es ausgeübt wurde, oder dadurch, dass das Tic Tac eine extrem geringe Masse (M) hatte. Und beachten Sie, dass nichts in der Gleichung besagt, dass die Kraft von einem internen Antrieb kommen muss. (z. B. Rakete, Jet oder Rotor). Es ist durchaus möglich, etwas, wie z. B. eine Kugel, mit einer äußeren Kraft anzutreiben. Der Vorteil ist, dass man das Fahrzeug leichter machen kann, indem man das Gewicht des Treibstoffs und des Motors eliminiert.

UFOs können eine sehr geringe Masse haben

Apropos, die NASA hat in ihrem Bestreben, Raumfahrzeuge zu beschleunigen (A zu erhöhen), indem sie sie viel leichter macht (M zu verringern), "Lightcraft" entwickelt, die keinen eigenen Motor oder Treibstoff haben, sondern durch gerichtete Energiestrahlen wie Laser und Mikrowellen angetrieben werden. Die NASA hat kleine Versionen davon gebaut und geflogen, wie man an dem fliegenden, untertassenförmigen Schwebeobjekt unten sehen kann.

Lightcraft funktionieren, weil die gerichteten Energiestrahlen, die auf sie einwirken, zwar keine Masse haben, aber aufgrund des "Photonendrucks" einen enormen Impuls haben und somit eine große Kraft (F) erzeugen.

Die NASA hat auch Lichtsegel getestet, die Sonnenstrahlung oder gerichtete Energie aus dem Weltraum nutzen, um Raumfahrzeuge auf Geschwindigkeiten zu bringen, die mit Raketen nicht erreichbar sind. Es ist erwähnenswert, dass die gerichteten Energiestrahlen, sowohl Mikrowellen als auch viele Wellenlängen der Laserenergie, für das Auge unsichtbar sind, so dass es für einen externen Beobachter den Anschein hat, dass die Objekte selbst angetrieben werden.

Könnten die von Marinefliegern beschriebenen mysteriösen „Objekte“ erstaunliche Beschleunigungen erreicht haben, weil es sich, wie hier gezeigt, um ultraleichte, laserbetriebene Reflektoren handelte?

Und wenn ja, waren die betreffenden Objekte terrestrischen oder außerirdischen Ursprungs?

Wir kennen die Antworten nicht. Was wir jedoch wissen, ist, dass solche leichten Flugkörper nicht, wie behauptet wurde, „den Gesetzen der Physik widersprechen“.

Oder sie haben möglicherweise keine Masse

Jeder, der jemals eine Laserlichtshow gesehen hat, wird Ihnen sagen, dass es möglich ist, mit Lasern Bilder in die Luft zu malen und diese Bilder im wahrsten Sinne des Wortes im Handumdrehen zu bewegen.

In diesem Bild sehen Sie einen Fächer aus Laserstrahlen verschiedener Laser, wobei der Fächer oder Strahlenkegel eigentlich nur ein Strahl ist, der über einen kleinen Laserlenkspiegel so schnell bewegt wird, dass der Laserstrahl an mehreren Stellen zu sein scheint einmal.

In diesem Bild wird die Laserenergie, die keine Masse hat, von Teilchen in der Luft reflektiert. Laser mit höherer Leistung können jedoch Plasmen erzeugen, indem sie atmosphärische Gase zersetzen, und diese Plasmen (die in der Regel von unsichtbaren Lasern gebildet werden) strahlen - wie ihre nahen Verwandten, die Blitze - von sich aus Licht aus.

Nicht weit von der Stelle vor der Küste San Diegos entfernt, an der die Marineflieger auf die Tic Tacs stießen, hat die US-Marine selbst laserinduzierte Plasmafäden entwickelt und experimentiert mit ihnen, die vom Heck eines Flugzeugs projiziert werden können, um die Form eines Flugzeugs (mit Hilfe von Steuerspiegeln) in der Luft zu zeichnen - weg vom Flugzeug selbst -, um einen Köder in der Luft zu bilden, der die wärmesuchende Rakete des Gegners verwirrt und sie von dem Flugzeug wegzieht, das das Laserplasma-Bild in der Luft erzeugt.

Hier ist eine Zeichnung aus dem Navy-Patent zu dieser Technologie mit dem Titel "System and method for laser-induced plasma for infrared homing missile countermeasure".

Obwohl diese aus atmosphärischen Gasen stammenden Plasmen sehr kleine, aber endliche Massen haben, bewegen sie sich nicht wirklich. Wenn sich der unsichtbare Laserstrahl, der sie erzeugt, bewegt, entsteht das Plasma an einer neuen Stelle, wodurch die Illusion entsteht, dass sich ein einzelnes Objekt bewegt hat. Aus der Sicht der Gleichung (A=F/M), mit der wir begonnen haben, kann man also davon ausgehen, dass diese „Objekte“ buchstäblich keine Masse haben.

Auch hier gilt: Wenn es sich bei den von den Marinefliegern beschriebenen UFOs tatsächlich um solche Plasmen handelte, wissen wir nicht, ob sie von Menschen oder Außerirdischen erschaffen wurden. Aber genau wie bei leichten Fahrzeugen wissen wir, dass sie nicht gegen die Gesetze der Physik verstoßen.

Was ist die Motivation desjenigen, der hinter den UFOs steckt?

Ich komme immer wieder auf die Nicht-Verletzung der physikalischen Gesetze zurück, denn eine starke Implikation - wenn diese Gesetze verletzt zu sein scheinen - ist, dass die UFOs daher von einer fortgeschrittenen außerirdischen Rasse stammen müssen, die viel mehr über Physik weiß als wir. Aber es ist klar, dass Menschen mit Hochleistungslasern, die unsichtbar in einiger Entfernung von einem UFO operieren, die "Objekte" kontrollieren könnten.

Das wirft jedoch die Frage auf: Warum tun sie das?

Möglicherweise testen die USA oder andere Länder Plasmatäuschkörper oder leichte Fluggeräte. Oder vielleicht will ein US-Gegner die Leistung von US-Sensoren und Kampfflugzeugen, die zur Luftverteidigung eingesetzt werden, testen, um zu lernen, wie man solche Verteidigungsanlagen überwinden kann. Oder vielleicht wollen solche Gegner, wie es manchmal vorkommt, einfach nur unsere Köpfe durcheinander bringen, um Verwirrung und Uneinigkeit zu stiften (was sicherlich schon vorgekommen ist).

Oder vielleicht haben die Gegner all diese Motive, sind aber gar keine Menschen. Vermutlich ist eine außerirdische Rasse, die in der Lage ist, aus den Weiten des Weltraums hierher zu gelangen, selbst mit "unbemannten" Fahrzeugen, fortschrittlich genug, um leichte Raumschiffe und/oder Luftplasmen zu betreiben. Vielleicht sind die Außerirdischen überhaupt erst mit Leichtflugzeugen hierher gekommen.

Und schließlich: Wer sagt, dass all diese Phänomene entweder von Menschen oder von Außerirdischen stammen müssen, aber nicht sowohl von Menschen als auch von Außerirdischen? Hinweise auf diese Möglichkeit liefern glaubwürdige Sichtungen des Militärs von leuchtenden, sich erstaunlich schnell bewegenden Flugobjekten in den 1940er und 1950er Jahren, lange bevor die Menschen über Laserstrahlen verfügten, die ultraleichte Objekte oder Luftplasmen herumschieben konnten.

Der Punkt ist, dass wir, um die Wahrheit über UFOs herauszufinden, hart daran arbeiten müssen, unsere Vorurteile, Erwartungen und vorgefassten Meinungen beiseite zu lassen und unseren Geist für alle Möglichkeiten zu öffnen, einschließlich der Idee, dass es vielleicht nicht eine einfache Antwort gibt, sondern mehrere komplizierte Antworten.

Die Wahrheit, wie sie in den X-Akten sagen, ist da draußen, aber nichts sagt, dass die Wahrheit einfach ist.

 

Über den Autor
Dr, Eric Haseltine ist Neurowissenschaftler und Autor des Long Fuse, Big Bang-Blog auf Psychology Today.
https://www.psychologytoday.com/us/contributors/eric-haseltine-phd

Originalquelle: https://www.psychologytoday.com/us/blog/long-fuse-big-bang/202307/cognitive-biases-might-blind-us-to-the-truth-about-ufos

 

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