[Update vom 20. Januar 2024: Ein Operator militärischer Drohnen hat auf TikTok zu dem UAP-Video Stellung genommen und es mit Folienballons verglichen, wie er sie selber schon häufig auf ähnlichen Bildern gesehen hat. Info dazu am Ende des Beitrags.]
[Update vom 17. Januar 2024: Aktuell hat sich auch das US- Verteidigungsministerium zu dem neuen UAP-Video geäußert. Deren Stellungnahme haben wir am Ende des Artikels angefügt.]
Der US-amerikanische Filmemacher Jeremy Corbell ist seit Jahren bekannt dafür, immer wieder UFO/UAP-Videos zu veröffentlichen, die nicht identifizierte Objekte bzw. Phänomene zeigen sollen; vorzugsweise aus militärischen Quellen, die die Authentizität unterstreichen sollen. Corbell bezeichnet sich dabei gerne als investigativer Journalist, auch wenn die von ihm dazu preisgegebenen Informationen in der Regel äußerst gering sind.
Vor wenigen Tagen hat Corbell nun ein weiteres Video veröffentlicht, das ein nicht identifiziertes UAP über dem Irak zeigt, aufgenommen 2018 über einer Militärbasis von einer fliegenden Überwachungsplattform. Genauere Angaben zu Datum/Ort und der Technik fehlen und auch weitere Zeugen, mit denen er gesprochen haben will und die weitere Details angaben, sind nicht näher bekannt. Aufgrund der quallenähnlichen Form wird das Objekt als „Jellyfish“ (englisch für Qualle) bezeichnet. Auf X (ehemals Twitter) äußert sich Corbell am 09. Januar so:
Heute veröffentlichen wir die RAW-Aufnahmen eines vom Militär gefilmten Eindringes eines UAP über einer gemeinsamen Operationsbasis der Vereinigten Staaten. Dieses UAP unbekannter Herkunft zeigte Transmedium-Fähigkeit - und wurde von den US-Geheimdiensten offiziell als UAP (Unidentified Aerial Phenomena) bezeichnet. Diese Bezeichnung wird derzeit beibehalten.
DAS "Jellyfish"-UAP
Erhaltenes RAW-Material / Video #1
DATUM / ZEIT - Oktober 2018 (Nacht)
ORT - Dieses Filmmaterial wurde auf einer gemeinsamen Operationsbasis der Vereinigten Staaten im Irak aufgenommen.
IMAGING TYPE - Thermografie / Forward Looking Infrared (FLIR).BESCHREIBUNG DES EREIGNISSES - Ein Eindringen eines Objekts unbekannter Herkunft wurde auf einer gemeinsamen Operationsbasis der Vereinigten Staaten im Irak gefilmt. Das Objekt wurde als UAP (Unidentified Anomalous Phenomena) bezeichnet und wurde über einen längeren Zeitraum verfolgt. Das Objekt bewegte sich durch eine sensible Militäreinrichtung und überquerte schließlich ein Gewässer, wo es einen kontrollierten Sinkflug einleitete und im Wasser versank. Nach einer Beobachtungszeit von etwa siebzehn Minuten tauchte das UAP wieder aus dem Wasser auf und schoss mit extremer Geschwindigkeit davon - außerhalb der optischen Reichweite der Beobachtungsplattform. Der Ursprung, die Absicht und die Fähigkeiten des Anomalous Aerial Vehicle bleiben unbekannt. Die offizielle Bezeichnung lautet weiterhin UAP.
ZUSÄTZLICHE DETAILS, DIE VON DIREKTEN AUGENZEUGEN UND PERSONEN, DIE MIT DEM VOLLSTÄNDIGEN ROHMATERIAL VERTRAUT SIND, BERICHTET WURDEN:
- Das UAP zeigte Transmedium-Fähigkeit - Das UAP wurde dabei gefilmt, wie es mit einem kontrollierten Sinkflug ins Wasser eintauchte. Das UAP tauchte etwa siebzehn Minuten später aus dem Wasser auf und orientierte sich zu einem plötzlichen und schnellen Richtungsflug - außerhalb der optischen Reichweite der ihn beobachtenden Plattform.
- Die UAP zeigte eine geringe Beobachtbarkeit - Die UAP war mit dem Nachtsichtgerät (IR) nicht sichtbar und schien die Zielerfassungsfunktion der optischen Plattform zu blockieren.
- Das UAP zeigte positiven Auftrieb - ohne die normalerweise damit verbundenen aerodynamischen Mittel für Auftrieb und Schub. Die Signaturen, die normalerweise mit den beobachteten Antriebsmanövern verbunden sind, waren nicht vorhanden.
Seine medialen Aktivitäten finden sich auf den US-Streamingdiensten TMZ und Tubi, die beide hierzulande leider nicht regulär zugänglich sind, so dass ein VPN erforderlich ist. Allerdings finden sich die Aufnahmen auch in den sozialen Medien und auf Corbells YouTube-Kanal. Dort stellt er es als „Raw Footage“ vor, was es allerdings nicht ist, da es abgefilmt und offensichtlich teils beschnitten ist. In seiner Dokumentation spricht er auch von einer Temperaturveränderung des Objekts, da es während der Aufnahme seine Helligkeit verändert.
Von Corbell auf YouTube eingestelltes Video:
Auszug aus der Dokumentation bei TMZ (Quelle: The Black Vault auf X):
Das komplette Video, wie es auf Tubi erschien (Quelle: Mick West auf Metabunk):
Was im Vergleich zu den obigen Ausführungen auffällt, ist, dass das geschilderte Ein- und spätere Wiederauftauchen samt des schnellen Entfernens nicht auf dem Video zu sehen ist. Dort zeigt sich nur ein langsam dahinfliegendes, unförmiges Objekt. Ferner zeigt das Video zwei unterschiedliche Szenen, mit mutmaßlich unterschiedlichen Objekten (ab 0:52), wobei Corbell hier dasselbe Objekt vermutet. Angeblich gibt es ein längeres Video mit einer Laufzeit von 17 Minuten.
Einzelbilder aus der im Fokus stehenden ersten Szene (zur zweiten Szene siehe weiter unten:
Direkt nach der Veröffentlichung hat sich die Forscherszene um weitere Recherchen bemüht und konnte einiges Interessantes zu Tage fördern, so dass aktuell mehr und genauere Informationen bekannt sind.
So konnte der Filmemacher und Journalist Steven Greenstreet mit einem Militärangehörigen sprechen, der 2018 während seines Einsatzes auf der dortigen Basis von Kameraden das komplette Video gezeigt bekam, das damals einige kursierte und einen Bericht auf NewsNation kommentierte, worüber er auf X schreibt. Es handelt sich um den ISR Tactical Controller Michael Cincoski, der auf der Al-Taqaddum Air Base im Irak stationiert war. Er weist darauf hin, dass das Video im Herbst 2017 und nicht 2018, von einem PTBS-Überwachungsballon in Form eines Luftschiffs aufgenommen wurde. Derartige PTBS-Ballons konnten dort wohl nahezu wöchentlich feindliche Drohnen aufspüren, die damals eine ständige Bedrohung darstellten. Als Kamerasystem werden Wescam MX-20 Kameras eingesetzt, als ein Multisensor-Multispektral-Bildgebungs- und Zielsystem mit großer Reichweite. Cincoski bestätigte die längere Laufzeit von 17-18 Minuten, widersprach aber der Darstellung von Corbell über die „transmedialen“ Eigenschaften, also das Ein- und Auftauchens des Objekts. Er gab lediglich an, dass darauf zum Ende hin zu sehen ist, wie es noch über dem nahen See schwebt und dort verschwand. Sonst wurde nichts weiter beobachtet, auch das angeblich beschleunigte Wegfliegen bestätigte er nicht, und auch weitere damals anwesende Personen hätten das nicht gesehen. Corbell schreibt, dass das Objekt 17 Minuten untergetaucht sei. Wenn aber das komplette Video ebenfalls 17 Minuten lang sein soll, dann müsste es insgesamt länger sein, das passt nicht zusammen. Es erscheint auch schwer nachvollziehbar, dass bei einem 17-minütigem Untertauchen des Objekts im See die Kamera währenddessen auf den See gerichtet bleibt, wenn nichts zu sehen ist.
Cincoski äußerte zudem, dass die zu sehenden Helligkeitsveränderung des Objekts während des Fluges auf einer Anpassung der Belichtung des Sensors beruhen könnte, also keine spezifische Temparaturveränderung des Objekts darstellt, wie von Corbell vermutet. Dies wurde auch durch andere Personen bereits geäußert, da man auch sehen kann, dass auch andere Objekte im Bild die Helligkeit gleichzeitig mit dem Objekt verändern. Cincoski gab noch dazu an, dass er oder andere Beteiligte keine Erklärung dafür hatten und dergleichen danach nicht mehr gesehen haben. Die Beteiligten damals nannten das Objekt scherzhaft "Spaghettimonster". Das Video wurde danach unter Verschluss gehalten und die Geschichte quasi als Dauer-„Geisterstory“ immer weiter erzählt. Er sei erfreut, dass das Video nun an die Öffentlichkeit gelangte. Auf die Frage, wenn er entscheiden müsse, ob das Objekt etwas "Außerirdisches" oder etwas "Prosaisches" sei, antwortete Cincoski: "Letzteres".
Update dazu: In einem neuen X-Post weist Steven Greenstreet auf eine offensichtliche Meinungsänderung von Cincoski hin, wonach dieser nach einem Gespräch mit Jeremy Corbell nun der Ansicht eines "außerirdischen" Hintergrunds durchaus zugeneigt sei. Er glaube nun auch aufgrund Hörensagens, dass es noch ein längeres Video gibt, wofür es bislang aber keine Bestätigung gibt. Worauf Cincoski seine Meinungsänderung genau stützt ist unklar, er erwähnte, dass Corbell ihm "diese Ideen in den Kopf gesetzt" habe. Die Frage ist, ob sich Cincoski hier hat einfach beeinflussen lassen oder es tatsächlich weiteres Material gibt, das bislang nicht bekannt ist.
Update 2: In einem weiteren Post äußert Cincoski, dass es mehrere " tatsächlich mehrere Aufnahmen des "Jellyfish UAP" mit unterschiedlichen Laufzeiten" gäbe. Was darauf zu sehen ist und ob es sich unterscheidet, ist nicht bekannt.
Beispiele für die Helligkeitsveränderung der Umgebung:
Durch die Angaben des Zeugen lässt sich der Ort genau lokalisieren, ein Militärlager nahe der Al Taqaddum Air Base, westlich von Falludscha. Direkt daneben liegt der Habbaniyah-See, über dem das Objekt am Ende geschwebt war. Recherchen zufolge befand sich der Aufklärungsballon über dem Flughafen und das Objekt selber in etwa 3,5 Km Entfernung. Historische Googleaufnahmen bestätigen das Jahr 2017, da einige der zu sehenden Einrichtungen im ursprünglich angegebenen Zeitraum nicht mehr vorhanden waren.
Bilder zum PTBS-Ballon und der Örtlichkeit (Blickrichtung Norden, Quelle: Metabunk):
Unser Überblick zur Örtlichkeit:
Die zweite Szene im UAP-Video (ab 0:52) zeigt eine entgegengesetzte Blickrichtung nach Süden, auf der ein kleineres Objekt zu sehen ist, das sich ebenso in Ost-West-Richtung bewegt. Corbell geht hier vom selben Objekt aus, was aber eher unwahrscheinlich erscheint. Auch wenn hier der Eindruck erweckt wird, das sich das Objekt über Wasser bewegt, fliegt es tatsächlich über Land, allerdings auch in Richtung des Habbaniyah-See. In beiden Fällen sind die Objekte nur aufgrund eines starken Zooms der Kamera zu sehen.
Bilder zur Örtlichkeit (Blickrichtung Süden, Quelle: Metabunk) und Einzelbilder der zweiten Szene:
Natürlich gibt es seit der Veröffentlichung des Videos auch eine breite Diskussion über mögliche Erklärungen und irdische Verursacher. Darunter aufgrund des ersten Eindrucks natürlich irgendwelche Ballons. Dem widersprechen Manche, da die unteren Fortsätze steif erscheinen und sich nicht im Wind bewegen, was man erwarten würde. Allerdings nur, wenn es irgendwelche Anhängsel sind. Wenn es mit Luft gefüllte Ballonteile selber sind, können die durchaus auch steif erscheinen. In der Diskussion wurden dazu auch einige Beispiele und Vorschläge gemacht, wie bspw. So genannte Eid-Ballons (Quelle: Metabunk):
Ein erster Vorschlag ging auch in Richtung eines „Vogelschiss“ auf der Kameralinse, dessen Eindruck man zu Beginn des Videos durchaus gewinnen könnte. Allerdings wird dies als inzwischen unwahrscheinlich angesehen, da aufgrund des starken Zooms so eine Verunreinigung komplett außerhalb des Fokus wäre und auch der oben zitierte Zeuge Cincoski erwähnte, dass die Kameras regelmäßig gereinigt werden. Auch die weitere Erscheinungsweise des Objekts widerspricht dem. Teilweise kann man im Video auch Personen am Boden sehen, die jedoch nicht auf das Objekt reagieren, wobei die Beobachtung in der Nacht stattgefunden haben soll. Ein zudem vermutlich geräuschloses Objekt würde einem Ballon nicht widersprechen.
Die Diskussion auf Metabunk dreht sich vor allem um die Frage ob und welche Ballons in Frage kämen, auch Windverhältnisse versucht man zu rekonstruieren, nachdem man kurzzeitig eine im Wind wehende Flagge im Video sehen kann. Mick West versucht in seinem Sitrec-Player die Szenerie anhand der Sichtlinie nachzuvollziehen und folgert nach den ersten Analysen, dass es sich um ein etwa 2 Fuß (60 cm) breites ballonartiges Gebilde in 1800 Fuß (548 m) Höhe handeln könnte, das mit einer Geschwindigkeit von 9 mph (14,5 km/h) nach Westen driftet:
Insofern geht die Diskussion weiter und wir schauen, welche weiteren Informationen sich noch ergeben. Dieser Beitrag wird dementsprechend ggf. erweitert werden Hierzu lohnt immer ein Blick in den Metabunk-Thread zum aktuellen Stand der laufenden Diskussion mit weiteren Details. Vieles ist derzeit noch Spekulation, was aber ebenso für einen angeblichen anomalen Hintergrund des Objekts gilt. Zur zweiten Szene gibt es inzwischen einen eigenen Diskussionsthread auf Metabunk.
Analysevideo von Mick West zum "Jellyfish"-Video, das unter dem Strich doch sehr auf Ballons hindeutet
Stellungnahme von Sue Gough, Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums (Quelle: The Black Vault auf Twitter:
"Wir äußern uns nicht zur Authentizität von angeblichem DOD-Material, das möglicherweise durchgesickert ist. Das Verteidigungsministerium nimmt das öffentliche Interesse an nicht identifizierten anomalen Phänomenen ernst und ist zu Offenheit und Rechenschaftspflicht gegenüber dem amerikanischen Volk verpflichtet. Diese Verpflichtung muss mit der Verpflichtung des Ministeriums, sensible Informationen, Quellen und Methoden zu schützen, in Einklang gebracht werden. Zu diesem Zweck wird die AARO die Öffentlichkeit über ihre Website auf dem Laufenden halten, wenn sie UAP-Fälle löst, und auch den analytischen Ansatz und die Methode, die für jeden Fall verwendet wurden, sowie Bildmaterial veröffentlichen, wenn es zur Veröffentlichung freigegeben wurde."
"Das Verteidigungsministerium nimmt die mögliche unbefugte Offenlegung von Informationen der nationalen Sicherheit sehr ernst. Die Organisationen des Verteidigungsministeriums, einschließlich der AARO, weisen ihre Mitarbeiter regelmäßig darauf hin, wie wichtig der Schutz von Informationen der nationalen Sicherheit in Übereinstimmung mit den Gesetzen, Vorschriften und Verfahren zur Informationssicherheit ist."
Ein Operator von Militärdrohnen im Irak hat auf TikTok das "Jellyfish"-UAP kommentiert. Er führt aus, dass er derartiges schon 20-30 Mal gesehen hat und dass es höchstwahrscheinlich "Folien-Party-Ballons" sind, wie er sie seit mehreren Jahren auf ähnlichen Bildern gesehen hat. Er spricht auch darüber, dass die Ballons keine eigentliche Wärmesignatur haben, sondern stattdessen die Signaturen der Umgebung reflektieren, was den Wechsel von heiß zu kalt (schwarz zu weiß) erklären würde. Er geht auch im Detail darauf ein, warum es so aussieht, als würden die Ballons ihre Wärmesignatur verändern, obwohl sie in Wirklichkeit die IR-Strahlung der Umgebung reflektieren.
In den Kommentaren geht er auch auf diverse Fragen ein. Nachfolgend Standbilder aus dem Video.
Was auch in diesem Fall erneut auffällt, ist, dass „Crowd Research“ in kürzester Zeit Informationen zu Tage fördert, die Corbell trotz seiner „investigativen“ Tätigkeit nicht imstande war, zu erheben oder zu teilen. Obwohl er das Video angeblich bereits Jahre zuvor in Besitz hatte. Da würden wir doch deutlich gehaltvollere Rechercheergebnisse und eigene Aufklärungen erwarten, an Stelle von bruchstückhaften Infos und Spekulationen, die als Fakten ausgegeben werden oder sich im Nachhinein als falsch erweisen. Dies zeigte sich bereits in der Vergangenheit, als manche seiner „geleakten“ Videos schon kurz nach Veröffentlichung durch eine weitere Begutachtung in der Szene einer offensichtlichen Klärung zugeführt werden konnten. So bspw. das berühmte Video der grünen Dreiecke (Flugzeuge im Bokeheffekt) und das angebliche Dreieck über der Mojave-Wüste (militärische Leuchtfackeln). Zudem besitzen seine bislang veröffentlichten Videos oder Fotos insgesamt eine geringe Aussagekraft und oft mangelnde Qualität, so dass endgültige Aussagen erschwert werden und so im Dunstkreis der „Low Information Zone“ verbleiben. Auch zeigen sich ergänzende Aussagen von Zeugen über außergewöhnliche Verhaltensweisen nicht auf dem jeweiligen Bildmaterial.
Im Nachgang zu diesem Vorfall postete Jeremy Corbell ein weiteres Foto eines als "Chandelier" (Kronleuchter) bezeichneten UAP, das allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Jellyfish-UAP steht und wahrscheinlich ein Beugungsartefakt darstellt.