Greifswald Bericht löst Reaktionen aus

1000 Mal wurde unser Bericht zu den Greifswaldlichtern bereits aufgerufen. Erwartungsgemäß hat unser (vorläufiger) Abschlussbericht zum Fall Greifswald die Kontroverse um diesen Vorfall erneut angeheizt. Sofern solche Kontroversen auf sachlicher Ebene geführt werden, ist das auch beabsichtigt und zu begrüßen. Eine Kommentierung bzw. Gegendarstellung zu unserem Bericht vom 2. DEGUFO-Vorsitzenden Marius Kettmann erschien kürzlich auf dem Blog von grenzwissenschaft-aktuell.de.
Immerhin eine grundsätzlich sachlich gehaltene Kommentierung, sieht man dagegen rein polemische und völlig sachfremde Äußerungen manch anderer Kollegen, die sich aber dennoch für "wissenschaftlich" agierend halten. Aber das nur am Rande.

Wir wollen an dieser Stelle, nachdem bereits Hansjürgen Köhler, der sich ebenso mehrfach intensiv und kritisch mit dem Greifswald-Vorfall auseinandergesetzt hat, auf seinem Blog eine Antwort auf den Kommentar von Kettmann veröffentlicht hat, ebenso noch darauf antworten (Zitate von grenzwissenschaft-aktuell.de sind kursiv und fett hervorgehoben).

ga.de:
In seinem 13-seitigen Bericht gesteht Kirstein zunächst ein, man wisse heute, "dass die (BILD-) Schlagzeile nur die halbe Wahrheit enthält. Meine Recherchen beim Bundesarchiv Abteilung Militär mit Sitz in Freiburg haben ergeben, dass die Nationale Volksarmee der DDR nichts mit einer Militärübung, bei der Leuchtbomben zum Einsatz kamen, zu tun hatte. Dementsprechend ist im deutschen Militärarchiv auch keinerlei Indiz, welches eine Militärübung bestätigt, zu finden." Trotz diesem Eingeständnis erklärt auch Kirstein: "Nichtsdestotrotz hatte man nun den Auslöser (Stimulus) der Lichterscheinungen gefunden."

Der Autor des Textes versucht an zwei Stellen eine Verbindung unseres Abschlussberichts zu älteren Veröffentlichungen anderer Ufo-Forscher herzustellen und spricht dabei gleich zwei Mal von einem Eingeständnis eines Fehlers unsererseits. Richtig ist jedoch, dass unser vorläufiger Abschlussbericht der erste seiner Art von ui.de ist. Da wir nie zuvor einen anderen Bericht veröffentlichten, gab es für uns weder etwas zu korrigieren, noch einzugestehen. Der Autor irrt. Was Untersuchungsberichte anderer Forscher in der Vergangenheit beinhalteten, darf eine Berichterstattung, die sachlich sein will, nicht uns anlasten.

ga.de:
Während jedoch auch Kirstein erklärt, dass sich frühere Vermutungen über die NVA oder sowjetische Truppen als Quelle der beschriebenen Leuchtmunition nicht bestätigen ließen bzw. sogar widerlegt werden konnten, belegt er jedoch, dass die 'Luftschießzone II' über vor dem Greifswalder Bodden, über der er die tatsächliche Position der Lichterformation vermutet, am 22. August 1990 (also zwei Tage 'vor' dem Ereignis) für Militärübungen der Warschauer Pakt-Staaten gesperrt war und stellt selbst fest: "Es bleibt die Frage, welches Militär nun genau die Übungen in jener Augustwoche durchgeführt hat."

Bei Leuchtbomben des Typs SAB handelt es sich nicht um Leuchtmunition. Diese Leuchtbomben sind zunächst einmal für die Gefechtsfeldbeleuchtung bei Nacht konzipiert, wurden aber auch als Zielobjekte für militärische Übungen mit Luft-Luft-Raketen in der Luftschießzone II verwendet, wie uns z.B. auch der tschechische Brigadegeneral Rybak erst im November 2012 bestätigte.

ga.de:
Außer dem Umstand, dass die von Kirstein angeschriebenen Kontakte in Richtung des einstigen tschechoslowakischen Militärs ebenfalls keine Informationen über eine mögliche damalige Übung erbrachten, geht aus dem Abschlussbericht eigentlich kaum Neues hervor, das wir von anderen vorigen Abschlussberichten diverser UFO-Skeptiker nicht schon kannten. Konkrete, neue Erkenntnisse, die zum bisherigen Stand der Untersuchungen beitragen, sind jedenfalls im Bericht nicht zu finden.

Das ist grundlegend falsch. Wir lieferten erstmals zwei neue Zeugenaussagen ehemaliger NVA-Bediensteter aus Peenemünde, die beide bestätigten, dass das tschechoslowakische Militär am 24. August 1990 eine Militärübung in der Luftschießzone II flog.

Erstmals zeigten wir in unserem Abschlussbericht das Farbfoto aus Wilfried Kopenhagens Buch „Die andere deutsche Luftwaffe“ und Details daraus, die bestätigen, dass die Luftschießzone II in der Woche der Greifswald-Ufo-Sichtungen für militärische Übungen gesperrt war, wie u.a. der Usedomer Militärhistoriker Manfred Kanetzki bereits 1994 aufdeckte.

Zum ersten Mal konnten wir einen eindeutigen Vergleich des Stimulus zwischen den Greifswald-Lichtern 1990 und den Petersburg-Lichtern 2012 herstellen. Nicht nur die optische Erscheinung, sondern auch die Flugcharakteristik sind dabei signifikant ähnlich. Bei der russischen Militärübung im April über dem Lagodasee wurden Leuchtbomben des Typs SAB eingesetzt.

Erstmalig haben wir eine Aussage eines hochrangigen Brigadegenerals, der bestätigt, dass Bomben dieses Typs auch in der Luftschießzone II zum Einsatz kamen.

Zum ersten Mal lieferten wir genaue Fluginformationen, wie die Luftschießzone II bei Militärübungen angeflogen wurde.

Erstmalig lieferten wir Statements der slovakischen Botschaft, der tschechischen Botschaft und des polnischen Verteidigungsministeriums, wobei wir von der tschechischen Seite keine Ablehnung unserer Frage zu einer Militärübung am 24. August 1990 über der Ostsee erhielten, sondern die Auskunft, dass man es aufgrund der Aktenvernichtung nicht mehr recherchieren kann.

Update: Mittlerweile haben wir von einem ehemaligen NVA-Bediensteten der Luftkoordinierungszentrale die Auskunft erhalten, dass die tschechoslowakische Luftwaffe bei ihren Übungen in der Luftschießzone II stets nonstop geflogen war. In Internetforen kam die Behauptung auf, dass unser Bericht nicht stimmen könne, da die CSSR-Luftwaffe hätte zwischenlanden müssen und davon eine Aktennotiz auffindbar sein müsste. Nun können wir also dank einer weiteren Zeugenaussage eines Mitarbeiters der ehemaligen NVA-Luftkoordinierungszentrale festhalten, dass die CSSR-Luftwaffe stets nonstop geflogen ist.

ga.de:
Das Einzige, was bislang auf einen militärischen Hintergrund des Vorfalls hinweise, sei, so Kettmann, zum einen die oberflächliche Ähnlichkeit der Lichter mit militärischer Leuchtmunition und die möglich Verortung der Lichter über der Luftschießzone II. "Aber auch Letzteres ist in unseren Augen noch nicht eindeutig belegt, wird aber anhand von Kartenmaterial derzeit von uns gezielt überprüft. Merkwürdig an einer solchen Erklärung ist doch auch, dass keiner der Zeugen an diesem Abend und in Verbindung mit der Lichterformation Fluglärm hörte oder Flugzeuge beobachtete. Auch die Aufnahmen selbst zeigen keine derartigen Aktivitäten."

Die Luftschießzone II befand sich rund 30 Km von der Ostseeküste entfernt. Zudem wurden die Leuchtbomben in einer Höhe von ca. 10Km ausgesetzt. Aus dieser Entfernung ist es nachvollziehbar, weshalb die Sichtungszeugen keinen Fluglärm hörten oder Flugzeuge sahen. Sehr wohl aber sahen vereinzelte Augenzeugen "Lichtblitze", die sich auf das die Luft-Luft-Raketen zurückführen lassen.
Davon abgesehen, sehen wir nicht nur eine "oberflächliche" Ähnlichkeit der Lichter mit den beschriebenen SAB-Leuchtbomben, sondern eine signifikante. Sowohl das Aussehen als auch die Anzahl und das Flugverhalten sind signifikant ähnlich.

ga.de:
Auch beschreiben die vorliegenden Zeugenaussagen eben nicht das Erlöschen von Signalfackeln und ein Auftauchen der nächsten Leuchtobjekte, so wie es der Abschlussbericht Kirsteins skizziert: Niemand der uns bekannten Zeugen beschreibt zudem ein Absinken oder Ein- und Ausblinken alter und neuer Lichter. Zwar beschreibt Kirstein in seinem aktuellen Bericht, dass es diese Zeugen geben soll - benennt diese jedoch nicht. (...) Doch nicht nur das: Keiner der Zeugen beschreibt, dass die Leuchtbomben durch Abwehrmaßnahmen getroffen wurden, obwohl der Einsatz der SABs, wie dies auch Kirsteins Bericht hervorhebt, in der Luftschießzone II doch als 'Zielobjekte' gedient haben sollen.

Hans-Jürgen Köhler hat die o.g. Aussage bereits vor wenigen Tagen widerlegt. Dennis Kirstein hat nun in einer Anlage zum Artikel Zeugenberichte des Cenap und von Mufon CES angehängt und kommentiert. Die etlichen Zeugenaussagen bestätigen exakt das Verhalten, welches man von pyrotechnischen Fackeln erwarten würde.

ga.de:
Auch für unsere Argumentation ist allerdings der Nachweis der Nutzung der 'Luftschießzone II' am 22. August 1990 sehr interessant. Zum einen belegt dies die Nutzung der Zone zwei Tage 'vor' den Ereignissen und zum anderen ergibt sich gerade daraus doch eine eigentlich auch für die Skeptiker interessante Frage: Warum haben nicht auch schon an diesem Datum vergleichbar viele Zeugen an der Küste des Greifswalder Boddens entsprechende Leuchtbomben für UFOs gehalten? Warum überhaupt erst am 24. August 1990?

Wie bei jeder militärischen Übung, so z.B. St. Petersburg 2012, wurde auch über Greifswald nicht ausschließlich mit Leuchtbomben des Typs SAB geübt. Es kamen die unterschiedlichsten Zielobjekte und Täuschkörper zum Einsatz. Zudem muss davon ausgegangen werden, dass das Aussetzen der Leuchtbomben im südwestlichen Eck der Luftschießzone II erfolgt ist.

Abschlussbemerkung: Die in der Überschrift des Kommentars auf grenzwissenschaft-aktuell.de implizierte Abgrenzung zwischen "UFO-Skeptikern" und "UFO-Forschern" halten wir für völlig unangebracht. Nicht nur, weil die Kritiker zum Fall Greifswald selber aus der UFO-Phänomen-Forschung kommen, sondern weil diese Kontroverse gerade innerhalb der UFO-Szene bzw. der UFO-Forschung stattfindet und seit zwei Jahrzehnten zu kontroversen Diskussionen, auch innerhalb der einzelnen UFO-Vereine führt. So teilen auch führende (Vorstands-) Mitglieder der GEP diese kritische Haltung. Eine Spaltung in UFO-Skeptiker und UFO-Forscher, wie Sie in dem Beitrag von grenzwissenschaft-aktuell.de vorgenommen wurde, ist deshalb unangebracht und kontraproduktiv.

Davon abgesehen sind wir von ui.de natürlich gerne bereit uns auch zu diesem Thema an der sachlichen Diskussion zu beteiligen, auch innerhalb der von Kettmann angesprochenen übergreifenden Arbeitsgruppe. Gerne sind wir bereit im Frühjahr 2013 an einem Workshop dieser Arbeitsgruppe teilzunehmen und uns einzubringen.

Links: Unser vorläufiger Abschlussbericht zu den Greifswaldlichtern von 1990, aktuell ergänzt durch eine Anlage mit Zeugenaussagen des CENAP und der der MUFON-CES: http://www.ufo-information.de/images/PDF/Artikel/Greifswald_Abschlussbericht.pdf

Der Kommentar von Marius Kettmann auf grenzwissenschaft-aktuell.de zu unserem vorläufigen Greifswald-Abschlussbericht: http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de/2012/11/kontroverse-ufo-skeptiker-erklaren.html

Die Erwiderung von Hansjürgen Köhler zum Kommentar auf grenzwissenschaft-aktuell.de : http://www.hjkc.de/_blog/2012/12/01/ufo-forschung---fall-greifswald-und-das-debakel-eines-degufo-militaer-historikers/

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