Parapsychologie und UFO-Phänomen

Symposium über „die Wechselbeziehungen zwischen Psi und UAP“

Dass man zwischen unterschiedlichen Forschungsbereichen nach eventuellen Gemeinsamkeiten sucht, ist nicht ungewöhnlich, das gilt auch für Gebiete aus der Anomalistik. Hier bieten sich bspw. die sogenannten außergewöhnlichen menschlichen Erfahrungen an, also Ereignisse, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht, sei es bei der Beobachtung oder auch als Beteiligter bzw. Auslöser. Ein klassisches Gebiet ist hier sicherlich die Parapsychologie, aber auch das UFO-Phänomen kann hier dazu gezählt werden, da die Diskussionen um die Hintergründe nach wie vor im Wesentlichen auf Zeugenaussagen, also persönlichen Erfahrungen, beruhen.

Insofern erscheint es zumindest nicht abwegig, zwischen diesen Gebieten nach Gemeinsamkeiten zu suchen oder gibt es diese bereits? Können beide Gebiete voneinander profitieren oder kann die Parapsychologie gar zur Lösung des UFO-Phänomens beitragen? Für die eher wissenschaftlich-kritisch orientierte UFO-Forschung und die darauf basierende Fall-Untersuchung spielt die Parapsychologie meines Wissens jedoch keine entscheidende Rolle. Aus meinen eigenen Falluntersuchungen und denen von Kollegen im In- und Ausland ergab sich bislang keine Notwendigkeit, zu den eher wenigen ungeklärten Fällen entsprechende Überlegungen anzustellen, wobei Erfahrungen mit angeblichen Außerirdischen hier eher als ein eigenes Phänomen angesehen und auch „spirituelle Erfahrungen“ in dem Zusammenhang anders betrachtet werden. Auch der von manchen Kollegen ins Spiel gebrachte, möglicherweise verwandte, sogenannte „Oz-Faktor“ in UFO-Fällen, also außergewöhnliche Erfahrungen oder Phänomene bei UFO-Zeugen, während oder nach einer UFO-Beobachtung, wie kürzlich von André Kramer auf der GEP-Tagung vorgestellt, beinhaltet noch viele offenen Fragen. Da solche Eindrücke bei Zeugen auch bei im Nachhinein identifizierten Fällen auftreten, scheint dies eher auf ein subjektives Phänomen hinzudeuten. Allerdings müssen hierzu weitere Forschungen durchgeführt werden.

Das Gebiet der Parapsychologe fand ich auch früher schon interessant und spannend, neben UFOs und der Prä-Astronautik. Und ich oute mich hier dahingehend, dass ich damals (in den 1980ern) bei einem heute nicht mehr existierenden Institut auch einen Lehrgang in Parapsychologie gemacht habe, was unter meinen Kollegen hier seitdem quasi zum Running Gag wurde. Na ja, jeder hat so seine Leichen im Keller. Allerdings habe ich die Themen Psi und UFOs auch damals schon immer separat betrachtet und einen eher unguten Eindruck hat die esoterisch angehauchte Ufologie auf mich hinterlassen, die das ganze zu einem spirituellen Weltbild mit wie auch immer gearteten Wesenheiten vermischt und wer sich in Esoterikforen umhört, wird da auch immer auf UFO- und Alien-Erfahrungen stoßen.

Wie auch immer, zu den Fragen hinsichtlich etwaiger Gemeinsamkeiten zwischen Parapsychologie und UAP und was die Parapsychologie von UAP, oder umgekehrt, lernen oder zur Lösung beitragen kann, hat die us-amerikanische Parapsychological Association am 25. Februar ein Online-Symposium durchgeführt1. Initiiert wurde das Ganze von dem Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), das sicher jedem, der sich für diese Thematik interessiert, ein Begriff ist. Nachfolgend möchte ich einen kleinen Überblick dazu geben, mit einigen Kommentaren von mir.

Titel der Veranstaltung: „Shared deviance: The Interrelations of Psi and UAP“ (Gemeinsame Devianz: Die Wechselbeziehungen zwischen Psi und UAP). Der Einleitungstext dazu lautete:

Dieses Symposium befasst sich mit den Wechselbeziehungen zwischen unidentifizierten anomalen Phänomenen (UAP) und Psi-Phänomenen. Obwohl Psi-Phänomene in den jüngsten Debatten über die Dokumentation von UAP vor allem durch militärische Stellen nur selten diskutiert werden, gibt es eine große phänomenologische Überschneidung zwischen den beiden Bereichen. Dazu gehören das Auftreten unerklärlicher Lichter, Bewegungen, Levitationen, das plötzliche Auftauchen und Verschwinden von Objekten, Geistererscheinungen und Fehlfunktionen von elektronischen Geräten. Wir werden die möglichen Auswirkungen dieser Erkenntnisse untersuchen und darüber hinaus argumentieren, dass das wachsende Interesse und die Akzeptanz von UAP in den Mainstream-Medien zu einem entsprechenden Interesse und einer entsprechenden Akzeptanz von Psi-Phänomenen führen sollte.

Mit einem Fragezeichen versehen möchte ich die hier genannten konkreten Erkenntnisse und als gegeben angesehenen Aspekte, insbesondere was behauptete Psi-Phänomene bei UFO-Sichtungen angeht, nicht zuletzt, da wir hier in der Regel von subjektiven Wahrnehmungen und Interpretationen sprechen und bspw. „unerklärliche Lichter und Bewegungen“ auch bei später identifizierten Fällen von Zeugen so berichtet werden. Zudem bezweifle ich, dass Psi-Phänomene in der Masse der Sichtungen eine besondere Rolle spielen oder damit in Verbindung gebracht werden, gerade, was die behaupteten „großen Überschneidungen“ angeht.

Im ersten Vortrag „Shared Deviance: Assessing the Interrelations of Psi and UAP“ beschreibt Michael Nahm die seiner Meinung nach bestehenden Wechselbeziehungen und Gemeinsamkeiten zwischen Psi und UAP und verweist darin auch auf den mehrfach erwähnten Wandel im Umgang mit der UAP-Thematik bis hin zu einer neuen Akzeptanz, wobei ich aus meinen eigenen Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte die verkürzte und pauschale Aussage zur bisherigen „Ignoranz und Lächerlichkeit“ und der jetzigen „Anerkennung als tatsächliches Phänomen“ so nicht teile. Ferner macht Nahm einige, wie ich finde, doch sehr gewagte Aussagen, wie dass wenn UAP real sind, dann ist auch Psi real (natürlich gibt es UFOs bzw. UAP), oder dass man UAP nur verstehen kann, wenn man die „parapsychologischen Aspekte“ berücksichtigt, wo auch immer die in den mittlerweile zigtausenden untersuchten Fällen unter Kollegen im In- und Ausland zu finden sein sollen, die dazu ganz andere Schlussfolgerungen ziehen2. Ich denke, man muss zum Verständnis des Phänomens vielmehr auch die historischen, kulturellen und psychologischen Aspekte berücksichtigen, die tatsächlich viel zum Verständnis des ganzen Phänomens beitragen. Hier lohnt sich bspw. ein Blick auf den Blog von Curt Collins (The Saucers That Time Forgot), der dazu eine Menge an relevanten Aspekten beschreibt, gerade auch hinsichtlich berichteter Alien-Begegnungen und Entführungen3,4.

Unter Nahms Hinweisen auf diverse Fälle finden sich auch die Greifswald-Lichter, umfangreichen Recherchen zufolge und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jedoch mit russischen SAB-Leuchtbomben gut zu erklären, die exakt diese Erscheinungsweise (Cluster mit sieben Leuchtfackeln an Fallschirmen) zeigen5. Ferner werden auch Begegnungen der dritten Art erwähnt, in Form des Ariel-School-Zwischenfalls in Simbabwe oder den Erlebnissen von Whitley Strieber. Ich frage mich dabei, inwieweit man zu solchen Fällen dann auch die diversen kritischen Rezeptionen und alternative Erklärungen berücksichtigt, was solche Erlebnisse angeht und die auch von Wissenschaftlern in Sachen Entführungsforschung schon lange publiziert werden.

Beim Verweis auf Personen taucht in seiner Liste auch der Name Uri Geller auf, ernsthaft? Das, was Geller auch in Sachen UFOs und Aliens von sich gibt, kann nur noch als Unsinn bezeichnet werden. Weiters wird auch Illobrand von Ludwiger hevorgehoben. Sicherlich eine schillernde Persönlichkeit in der deutschen UFO-Szene und schon öfter Anlass für kontroverse Diskussionen. Von Ludwiger hat bekanntermaßen eine ganz eigene, überzeugte Sicht der Dinge, mit einigen fragwürdigen Änsichten6. Äußert man abweichende Meinungen oder gar Kritik an seinen Interpretationen, landet man schnell in seiner Schublade der „uninformierten Skeptiker“. Mit einem offenen und selbstkritischen wissenschaftlichen Ansatz, der auch Unsicherheiten und alternative Erklärungen zulässt, hat seine Behandlung des Themas eher wenig zu tun.

Nahm sieht schließlich die Entwicklung des UAP-Themas als einen Skandal für die Wissenschaft und folgert, das nunmehr Pseudowissenschaft zur Wissenschaft wurde. Ich möchte auch da beidem widersprechen, die Wissenschaft tut das Richtige, handelt nach Faktenlage und ordnet das UFO-Phänomen weiterhin weitgehend richtig ein, ohne Alien-Spekulationen, und die Ufologie dürfte Schwierigkeiten haben, als Wissenschaft angesehen zu werden7. Was aber nicht heißt, dass es eine an wissenschaftlichen Methoden orientierte, offene und kritische Forschung in dem Bereich gibt, bzw. schon lange gab, und diverse Forschungsfragen existieren, wie bspw. der GEIPAN-Workshop in Toulouse vergangenes Jahr zeigte8.

Andreas Anton beschreibt in seinem Vortrag „Beam Me into Orthodoxy! The Status Change of UFOs and what Parapsychology Can Learn from It“ den vielfach zitierten Status- bzw. Paradigmenwechsel zum UFO-Thema und gibt dazu eingangs einen historischen Überblick über markante Ereignisse, die das Thema beeinflusst haben, angefangen mit dem Well’schen Radiohörspiel 1938. Weiter werden Kenneth Arnold, Roswell, die 1952er Welle über Washington DC und diverse Nachkriegs-UFO-Projekte der USA erwähnt. Zum gezeigten, bekannten Foto von Lichtern über Washington DC 1952 sei angemerkt, dass dieses Foto eine Spiegelung von Straßenlampen zeigt9. Anton zeigt dann eine Zeitlinie seit 2017, in der sich das UFO-Thema in der Wahrnehmung verändert hat, mit den bekannten Akteuren um das AAWSAP/AATIP-Programm und dessen Auswirkungen, bis zu den UAP-Berichten und die Berichterstattung dazu. Anton sieht in mehreren Punkten Gemeinsamkeiten zwischen UFO-Forschung und Parapsychologie und fragt nach der Möglichkeit eines vergleichbaren Paradigmenwechsels in der Parapsychologie und Gemeinsamkeiten in der Forschung. Aus seiner Präsentation ist ersichtlich, dass der Statuswechsel zum Thema schwerpunktmäßig ein US-amerikanisches Phänomen ist, was international derzeit eher geringe Auswirkungen hat und in anderen Ländern ganz anders bewertet wird10. Dies sollte man auch in der Parapsychologie bedenken. Anton weist auch darauf hin, dass der Statuswechsel im Wesentlichen auf dem Militär, den Geheimdiensten und Journalisten zurückzuführen ist und nicht auf die Wissenschaft. Aus meiner Sicht auch durchaus nachvollziehbar, wenngleich bei den genannten Personengruppen aus unterschiedlicher Motivation heraus. Aber auf welcher Grundlage sollte die Wissenschaft die bestehende Ansicht zum UFO-Phänomen, wesentlich basierend auf der psychosozialen und kulturellen Hypothese, ändern und plötzlich von Außerirdischen ausgehen? Anekdoten (Zeugenaussagen) und unscharfe Fotos bzw. Videos liefern keine verwertbare wissenschaftliche Grundlage. Die Aussagen in den UAP-Berichten und vorliegenden Indizien zeigen letztlich deutlich die Unsicherheiten und den aktuellen Stand. Auch Wissenschaftler wie Hakan Kayal und Avi Loeb, die selber UAP-Forschung betreiben, haben auf die Notwendigkeit harter und objektivierbarer Belege hingewiesen11. Daneben haben sich Wissenschaftler auch immer wieder distanziert zu der Idee außerirdischer Besucher geäußert12,13.

Eric Ouellet weist in seinem durchaus interessanten Vortrag „UAPs Today: Old Stuff in New Bottles?“ auf Gemeinsamkeiten zwischen den frühen UFO-Projekten der US Army und den neueren Projekten hin sowie auf ganz ähnliche Schlussfolgerungen zwischen dem Projekt Blue Book und dem neuen UAP-Projekt. Dazu weist er auf einen identischen, erkenntnistheoretischen Kontext hin, auch in der Diskussion und Auseinandersetzung. Er erwähnt dazu aus meiner Sicht wichtige Punkte, wie uneindeutige physische Beweise, eine Voreingenommenheit in der Suche nach Beweisen und dem Fokus auf die ETH im Ufotainment. Dass die Parapsychologie der Ufologie fern bleibt, begründet Oullet mit verbreiteten Glaubenssystemen und einer UFO-Szene, „die einen bekehren oder auf dem Scheiterhaufen verbrennen möchte“, an Überheblichkeit leidet oder oder sich mit ET-Besuchen und Verschwörungstheorien beschäftigt.

Ouellet sieht UFO-Erfahrungen als komplex und die Parapsychologie hier als hilfreich an, insbesondere aufgrund des Fehlens an physischen Beweisen und dem menschlichen Faktor in Form von individuellen psychologischen, sozialen und kulturellen Faktoren. Auch sieht er in einigen UFO-Erfahrungen psiähnliche Ereignisse. Er vergleicht dann Beschreibungen einiger Sichtungen mit so genannten Erdlichtern und zieht Verbindungen zwischen UAP, Psi-Erfahrungen und Erdlichtern, wie sie von Forschern wie Persinger und Devereux thematisiert werden14. Ouellet sieht die „menschliche Dimension“ bei UAP als weitaus umfangreicher an, als die „maschinelle“ und die menschliche Erfahrung als zentralen Forschungsgegenstand.

Unter dem Strich stimme ich den grundsätzlichen Feststellungen Ouellets, der die ETH als eher unwahrscheinlich annimmt, zu, würde UFOs aber dadurch nicht zwangsläufig als ein parapsychologisches, sondern erst mal als psychologisches Phänomen im Sinne menschlicher Erfahrungen betrachten. Einen interessanten Kommentar zu seinem Buch „Illuminations“ hat der belgische Psychologe und UFO-Forscher Jean-Michel Abrassart verfasst, in dem er auch grundsätzlich auf die Psi-Hypothese eingeht15.

Etwas „gruselig“ wurde es dann im Vortrag: „Field Research Suggesting Overlap between UFO Phenomena and Phenomena Associated with Parapsychology“ von Colm A. Kelleher, einer der Hauptaktuere aus dem Umfeld der Skinwalker Ranch, die letztlich das AAWSAP/AATIP-Programm ins Rollen brachten, was er eingangs auch darstellte. Kelleher sieht ebenso Überschneidungen zwischen Psi-Phänomenen und dem UFO-Phänomen. Ausgangspunkt sind hierzu diverse paranormale Ereignisse auf der Skinwalker Ranch, zumindest nach Ansicht der Beteiligten. Diese beschränken sich nicht nur auf UFOs, sondern alle möglichen Paraphänomene, wie bspw. Geistererscheinungen, (interdimensionale) Poltergeister bzw. Spukphänomene, Monsterwesen, wie „Hundemenschen“ (Dogmen) oder „Dino-Biber“ (Dino-Beaver), Viehverstümmelungen und nicht zu vergessen Orbs. Ebenso soll es einen so genannten „Hitchhiker-Effekt“ gegeben haben, also dass Spukphänomene sich an einzelne Personen heften, diese nach Hause begleiten und dort weiter spuken, was an sich schon Fragen aufwirft. Es wird hier also das ganz große Spukfass aufgemacht, wobei es aber mit handfesten Belegen dazu mangelt. Zu einzelnen bekannten Fotoaufnahmen gibt es diverse Threads auf Metabunk16. Auch kann man die Vorgänge auf der Ranch durchaus kritisch betrachten und in Frage stellen17,18. Kelleher hat dazu einen Artikel verfasst, in dem er selber die mangelnde Beweislage anspricht und auch das Phänomen der sozialen Ansteckung erläutert19. Die soziale Ansteckung ist tatsächlich ein wichtiger Punkt, nur hätte man daraus auch andere Schlussfolgerungen ziehen können. Auch hier stellt sich die Frage, warum es keine (bekannten) Fotos gibt, wenn mehrere Personen irgendwelche Kreaturen gesehen haben. Kelleher erwähnt in seinem Artikel sinngemäß, dass es nicht um physische Beweise, sondern eher um alternative Realitäten und Bewusstseinszustände geht. Hier taucht das Element der instrumentell schwer greifbaren Phänomene auf, das sich kontrollierten Bedingungen oder der Überwachung entzieht. Mich wundert hier aber grundsätzlich, dass die gesamten Erzählungen praktisch nicht weiter hinterfragt, sondern einfach so akzeptiert werden, auch unter dem Eindruck, dass die angeblichen paranormalen Vorgänge teils auch auf Erzählungen der zwei Jahre dort wohnenden Vorbesitzer beruhen, die die Ranch dann an Bigelow verkauften, während die Vorvorbesitzer 60 Jahre lang dort offenbar gar nichts dergleichen feststellten20.

Im letzten Vortrag: „Why We Will Never Explain the UFO: The History of Mystical Literature as Guide“ führt Jeffrey Kripal aus, warum man seiner Meinung nach UFOs mit der vorherrschenden Logik und Wissenschaft nicht erklären kann und verweist hier auf die Mystik, da er UFOs nicht als einfache Objekte am Himmel, sondern mehr als ein transzendentes Phänomen ansieht. Auch würden diese Erscheinungen gegen unsere üblichen Unterscheidungen zwischen Objekt und Subjekt verstoßen, so dass wir uns für ein Verständnis außerhalb der bestehenden Wissensordnung bewegen müssten. Ich hatte teilweise Schwierigkeiten, seinem Vortrag zu folgen, auch weil er keine Folien zum Mitlesen verwendete. Prinzipiell habe ich Probleme mit derartigen Ansätzen, die eine andere Wissenschaft oder alternatives Wissen fordern. Wer definiert dann das Wissen, das zu verwenden ist und wie kann hier Gewissheit erlangt werden? Und nach welchen Regeln werden dann Behauptungen begründet und nachprüfbar formuliert? Die bestehende Wissenschaft liefert dazu klare Regeln. Abgesehen davon lässt sich das UFO-Phänomen in seinen vielen Facetten durchaus nach den herrschenden Methoden und auch der gängigen Logik und Wissenschaft untersuchen und immerhin lassen sich so weit über 90% der gemeldeten Sichtungen auf herkömmliche Ursachen zurückführen. Ein Indiz, dass sich das Phänomen durchaus im für uns greifbaren Umfeld und unserer Realität bewegt.

Abgeschlossen wurde das Symposium durch ein Panel mit mehreren Diskutanten, darunter auch die bekannte Autorin Leslie Kean, auch eine der Hauptakteure rund um den UFO-Hype, den sie durch ihre Berichterstattung in den New York Times mit ausgelöst hat.

Unter dem Strich bleiben unterschiedliche Eindrücke, mit manchen für mich schwer nachvollziehbaren Aussagen oder (mystischen) Ansätzen. Auf den Punkt brachte es Eric Ouellet mit vielen sicherlich zutreffenden, Aussagen. Interessant war für mich, die teils unterschiedlichen An- und Einsichten zu sehen, auch im Vergleich zu dem, was ich früher aus der Parapsychologie so mitbekommen, aber in den vergangenen Jahren nicht mehr so verfolgt habe. Im Grunde zeigt die Parapsychologie hier einen alternativen Ansatz zur ETH auf. Das zeigte sich auch in den Diskussionen, wo öfter auch u.a. Nahtoderfahrungen im Zusammenhang mancher UFO-Erfahrungen ins Spiel gebracht wurden und auch Whitley Strieber trended hier offensichtlich, wohl auch, da er selber nicht zwingend von Außerirdischen ausgeht und auch parapsychologische Sichtweisen einbezieht, mal abgesehen davon, wie man seine Erzählungen einordnen kann. Ob die Parapsychologie, im Bemühen um eine wissenschaftliche Anerkennung, sich ausgerechnet an den recht einseitigen, von ETH-Enthusiasten geleiteten, UFO-Hype anhängen will, muss sie selber wissen. Natürlich kann man in andere Grenzgebiete rein schauen, inwieweit sich hier Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte ergeben, aber man sollte dann immer alle Aspekte in einem Gebiet berücksichtigen und sich nicht nur eine gerade populäre Strömung daraus heraus greifen. Auch sollte man aufpassen, nicht in die (UFO-) Esoterik abzudriften.

Einen Ansatz, diese Gebiete aus psychologischer Sicht gemeinsam zu betrachten, zeigt der forensische Psychologe Dr. Matthew J. Sharps von der California State University in Fresno, der sich im Rahmen seiner Forschungen auch mit außergewöhnlichen menschlichen Erfahrungen befasst und sich konkret gefragt hat, warum manche Personen außergewöhnliche Phänomene sehen, wo andere nichts sehen. Dessen Beitrag haben wir auf deutsch übersetzt21.

Referenzen
1: Shared Deviance: The Interrelations of Psi & UAP
2: Erkenntnisse privater UFO-Forschung
3: The Saucers That Time Forgot: Early Accounts of Alien Abductions
4: The Saucers That Time Forgot: Fame, Fortune and Flying Saucers
5: Die Greifswald-Lichter - Deutschlands bekanntester Ufo Fall
6: Rezension zum IGAAP-Bericht Nr. 3
7: James Oberg „The failure of the 'science' of UFOlogy“
8: Atelier CAIPAN-2 organisé par le CNES-GEIPAN les 13 et 14 octobre 2022 à Toulouse
9: Photo Fakery: Washington, DC Flying Saucers 1952
10: UFO-Debatte im UK Parlament
11: “Wir brauchen Daten“: Interview zum neuen ‘Ufo-Report’ der US-Navy mit Professor Hakan Kayal”
12: "I’m an astronomer and I think aliens may be out there – but UFO sightings aren’t persuasive"
13: "I’m a Physicist Who Searches for Aliens. U.F.O.s Don’t Impress Me."
14: Strange & Unexplained -Earthlights - Tectonic Stress Theory
15: UFO-Erfahrungen als parapsychologisches Ereignis?
16: Metabunk, Threads mit Diskussionen zur Skinwalker Ranch
17: How Believers in the Paranormal Birthed the Pentagon’s New Hunt for UFOs
18: Hunt for the Skinwalker - The Jason Colavito Review
19: Colm A. Kelleher: „The Pentagon’s Secret UFO Program, the Hitchhiker Effect, and Models of Contagion“ (PDF)
20: "Skinwalker Ranch is a Grift. There, I said it."
21: Bigfoot, Marsianer und Geister

 

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